Irgendwo ist Hochwasser – aber wo ist Irgendwo?

„Durch schwere Unwetter sind in „Irgendwo“ großflächige Überschwemmungen aufgetreten. Auflandige Stürme behindern den Abfluss der Flüsse zum Meer; im Hinterland sind hierdurch mittlerweile zusätzliche Überflutungen entstanden.

Bewohnte Gebiete stehen unter Wasser, wasserbauliche Anlagen sind in Mitleidenschaft gezogen und teilweise stark beschädigt. Die Angaben über das Schadensausmaß und die Opferzahlen sind bisher unklar. Derzeit sind die Kommunikationsverbindungen ins Schadensland stark gestört und zeitweise unterbrochen.“ So lautete die Lagedarstellung des Einsatzauftrages. Der THW Landesverband Sachsen, Thüringen wurde aufgefordert sein HCP-Modul (High-Capacity-Pumping) für den Einsatz vorzubereiten und in das Einsatzgebiet zu entsenden.

Dies war die Ausgangslage für das diesjährige HCP-Wochenende des Landesverbandes Sachsen, Thüringen. Am Freitagnachmittag des 28. September 2012 war der Autobahnrastplatz Kabelsketal der Sammelpunkt für die Technik und die Helfer. Von dort setzte sich kurz nach 17:00 Uhr die Marschkolonne, bestehend aus insgesamt zehn Einsatzfahrzeugen in Marsch nach „Irgendwo“. Kurz vorher erfuhren die an dieser Übung teilnehmenden Helferinnen und Helfer, wo „Irgendwo“ liegt. Und zwar liegt es auf dem Wasserübungsplatz der THW-Bundesschule Hoya in Barme. Am späten Freitagabend kam die Marschkolonne dort an. Nach einer kurzen Einweisung in die Örtlichkeit wurde das Nachtlager aufgeschlagen und eine Ruhephase bis zum nächsten Morgen eingelegt.
Am Samstagmorgen, 29. Sept. 2012, stand die simulierte Einreise ins Bestimmungsland an. Eine Einreisekontrolle mit entsprechenden realitätsnahen Einlagen stimmte die THW- Helfer auf die Situation ein. Dann erfolgte eine kurze Wiederholungsunterweisung in die mitgeführte Technik und danach folgte schon der erste Einsatzauftrag. Eine durch eine Geländesenke führende Zufahrtstrasse musste leergepumpt werden, damit die weiteren Kräfte ins eigentliche Schadensgebiet einfahren konnten. Dort galt es dann, mit den beiden 5.000 l – Schmutzwasserpumpen und der 15.000 l – Schmutzwasserpumpe einen Taleinschnitt mit einer überfluteten Siedlung von den Wassermassen zu befreien. Hier wurden verschiedene Möglichkeiten des Pumpeinsatzes durchgespielt, sodass die eingesetzten Helferinnen und Helfer ihr Wissen praktisch vertiefen konnten. Die einsatznahe Wetterlage, z.T. strömender Regen gefolgt von strahlendem Sonnenschein in ständigem Wechsel, erzeugte eine entsprechende Einsatzstimmung.
Während die Einsatzkräfte die praktische Hochwasserbekämpfung übten, waren die Logistiker des HCP-Modules damit beschäftigt, die Versorgung der Einsatzkräfte zu organisieren, die Packlisten der Ausstattung zu überprüfen und die Zolleinfuhr im Bestimmungsland zu klären. Zusätzlich musste eine Erkundungscrew für die Erkundung eines weiteren Einsatzgebietes gebildet und entsandt werden. Dabei diente die Großbaustelle des Schleusenneubaues bei Dörverden als Kulisse für ein Schadensgebiet. Die Einsatzplanung für die durch eine angenommene Hochwasserwelle überspülte Schleusenanlage, Lenzen der Schleusenkammer und Ausspülen des vom Hochwasser eingespülten Schlammes um die Schleusentore wieder instand setzen zu können, musste erstellt werden.
Während der gesamten Übung wurden auch diverse Kontakte zur betroffenen einheimischen Bevölkerung simuliert; Höhepunkt war der Besuch des Zolls aus „Irgendwo“. Ein tatsächlich beim Zoll beschäftigter THW-Helfer simulierte eine Kontrolle der Einreisepapiere, der Packlisten und eine Kontrolle der Fahrzeuge mit Unterstützung eines Diensthundes; ein besonderer Lerneffekt für die eingesetzten Helfer.
Nach einem ereignisreichen und anstrengenden Tag folgte mit dem Grillabend eine Aufgabe für die Logistiker des HCP-Modules und ein erstes Auswertungsgespräch bildete den Abschluss der Übung.
Am Sonntag, 30. Sept. 2012, setzte sich die Marschkolonne am frühen Morgen wieder in Richtung Sachsen, Thüringen in Bewegung. Auf dem Autobahnrastplatz Kabelsketal wurde die Marschkolonne aufgelöst und die beteiligten Kräfte verlegten eigenständig zurück zu ihren Heimatstandorten.
Sowohl der Hin- wie auch der Rückmarsch erfolgte ohne Defekte bzw. Ausfälle, die eigentliche Übung verlief ebenfalls ohne nennenswerte Defekte und Ausfälle; auch alle eingesetzten Kräfte kehrten wohlbehalten wieder aus dem Einsatzland zurück. An dieser Übung waren insgesamt 26 THW-Helferinnen und –Helfer sowie drei Mitglieder der HCP- Arbeitsgruppe des THW LV SN,TH mit insgesamt zehn Kraftfahrzeugen und vier Anhängern beteiligt.

Die beteiligten THW-Helferinnen und Helfer haben diese Übung motiviert, engagiert und vor allem besonnen und umsichtig absolviert. Ihnen gebührt besonderer Dank, denn sie nehmen die HCP-Aufgabe zusätzlich zu ihren Aufgaben innerhalb ihres Ortsverbandes bzw. ihres technischen Zuges wahr.

Das HCP-Modul (High Capacity Pumping) ist eine spezielle Einsatzeinheit der Europäischen Union, die über Hochleistungspumpen mit einer Gesamtkapazität von 25.000 l/min verfügt. Das THW stellt bundesweit acht dieser Einsatzmodule für Hilfeleistungen nach/bei Hochwasser innerhalb und außerhalb der EU zur Verfügung. Die Einsatzstärke eines HCP-Modules umfasst 15 – 18 THW-Helfer mit insgesamt sechs Einsatzfahrzeugen, drei Pumpenanhängern und einem Generator-/Beleuchtungsanhänger.


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.




Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: